Sonntag, 21. Oktober 2012

Etappe 11: Hagenhill - Castra Regina / Regensburg

Die Hochzeitsgesellschaft war gnädig gewesen und lies uns ab Mitternacht schlummern, daher wachten wir recht früh auf. Das Hotel wirkte noch etwas derangiert, im Hof waren Kraftfahrzeuge mit Toilettenpapier umwickelt. Unsere bescheidenen Räder waren dieser Aufmerksamkeit zum Glück für nicht würdig empfunden worden. Nach einem Frühstück brachen wir zur letzten Tagesetappe auf.
  
Direkt hinter Hagenhill führte der Weg durch große Anpflanzungen von Hallertauer Mittelfrüher, einem Aromahopfen, welcher hier besonders gut gedeiht.
 

Hm, Hallertauer Aromahopfen!
Unendliche Weiten ...

Auf den letzten Metern meinen es die Hinweisschilder nocheinmal gut mit uns!
 Da der Limes sich der Donau und damit seinem Ende näherte, beschlossen wir, nicht entlang des elektrofahrradtauglichen Radwegs zu fahren, sondern uns durch den Wald nah am orginalen Limes zu quälen. Hier war seit längerem niemand mehr entlanggefahren, jedenfalls waren die eingezeichneten Wege nicht zu erkennen und bestenfalls Schneisen. Schließlich trafen wir wieder auf einen Wachposten (WP 15/43 oder 15/44), der sich in einem so erbärmlichen Zustand befand, das Ulrich "Drusus" eine Notgrabung vorschlug. Angesichts der unsicheren Rechtslage entscheiden wir uns nach langem Abwägen doch dagegen.

Einer der letzten Wachposten vor der Donau

die kümmerlichen Reste des Limes

Die ReichsBundeslimeskommissare beratschlagen über eine Notgrabung
Nach zwei weiteren Kilometern im Wald tauchte plötzlich die Donau vor uns auf! Diese Reise, welche uns unsägliche Entbehrungen, manches Opfer und große Leidensfähigkeit abverlangt hatte, war zu Ende! Mit Tränen in den Augen näherten wir uns Gedenksäule und hingen eine Weile unseren Gedanken nach. Wenn die Seele fühlt, muss der Autor schweigen!

Am Ziel!

Die Stele mit Rechtschreibfehler ...
Nachdem wir uns wieder einigermaßen gefasst hatten, radelten wir den Fluss entlang bis zur Gierfähre und setzten über. Im Nachhinhein stellte sich die Aktion als völlig unnötig heraus, denn der Fährmann versicherte uns, dass man die Donau problemlos durchwaten könne, an der tiefsten Stelle reiche einem das Wasser gerade einmal bis zur Brust! Nun war es leider schon zu spät, diese Herausforderung heben wir uns für das nächste mal auf.

ökologisch Vorbildlich: funktioniert ohne Strom!

Unser läuten wurde erhört: Die Fähre kommt!
Am anderen Ufer wurde es deutlich urbaner, hier gab es richtige Radwege mit all seinen unschönen Begleiterscheinungen  - Elektrofahrräder, Radfahrer mit einer marsmissionfähigen Ausrüstung direkt von der NASA, Rennradfahrer usw.
 
Als nächsten Pausenort hatten wir das Kloster Weltenburg vorgesehen - ein Ort der Stille, an dem wir ein wenig zu kontemplieren gedachten. Daraus wurde nichts, aus dem Ort der Stille war ein Ort der Sünde geworden, tausende Menschen gaben sich im einstmals so meditativen Innenhof dem Alkohol hin. Letztlich war es uns aber egal auf welchem Wege wir die Entspannung erreichten und so schlossen wir uns den Massen an und genehmigten uns etwas vom leckeren Klosterbräu.
 
Einfach perfekt!
Vor die Abfahrt haben die Götter den Anstieg gesetzt - diesmal in Form des Donaudurchbruchs, deshalb strampelten wir frisch gestärkt zwischen unzähligen Menschen den Berg hoch. Hier besichtigten wir kurz ein spätrömisches Kleinkastell, das erst 370 von Kaiser Valentinian errichtet wurde und als eines der letzten römischen Festungswerke im 5. Jahrhundert fiel.
 
Hier widerstanden edle Römer den Barbaren!
 Die Abfahrt war deutlich schöner als der Anstieg, wir hatten einen Pfad erwischt, der eher als Kletterpfad den als Radweg gedacht war. Mit entsprechend viel Spaß fuhren wir den letzten Trail der Tour!

Bavaricus Maximus ist schon unten ...

... Ulrich Drusus muss noch runter!
Zwischen Kehlheim und Regensburg passiert man einige teils naive bayrische Monumentalbauten, die Befreiungshalle ist einer der bekanntesten unter ihnen.


Die Befreiungshalle

Hier haben die Bayern eine Straße gebaut, aus diesem Grund wurde ein Denkmal mit dem Nationaltier der Bayern, dem Löwen errichtet:
DEM CARL THEODOR, PFALZGRAF BEI RHEIN, HERZOG UND KURFÜRST VON BAYERN, DEM BESTEN FÜRSTEN, LIESS, NACHDEM DIE MASSE DER DROHENDEN FELSEN ABGESPRENGT UND ENTFERNT, DER DONAU EINE GRENZE GESETZT UND EINE STRASSE VON SAAL NACH ABBACH GEBAUT WAR, DIESES DENKMAL ERRICHTEN JOSEF AUGUST TOERRING, BAYR. HOFKAMMERVIZEPRÄSIDENT 1794.
Heute ist man nicht ganz so obrigkeitshörig und und würde den Fluss am liebsten wieder renaturrieren.
Von Kehlheim bis Regensburg passierte nicht mehr viel, mit hunderten anderer Radler fuhren wir die Donau flussabwärts und erreichten am späten Nachmittag den Endpunkt der Reise: Castra Regina!

Hier gönnten wir uns in der wunderschönen  Hauptstadt der ebenfalls wunderschönen Oberpfalz ein letztes Bier und traten schweren Herzens die Heimreise an!

ein umotiviertes Zielfoto ...

... auf der Steinernen Brücke!
Zu guter Letzt wieder die Tourdaten:

Strecke66,5 km
 Dauer 03:48
 Höhenmeter 727 m
 max. Anstieg 24,9 %
 Durchschnitt 17,5 km/h
 Vmax 52,8 km/h


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