Man glaubt ja gar nicht, was für Kleinode direkt vor der Tür liegen! Der Römerkanal-Wanderweg entpuppt sich als solcher! Durch den Limesradweg war ich neugierig auf weitere Römerreste in Deutschland geworden, und da der Weg erst 2012 neu überarbeitet wurde und direkt vor der Tür liegt, stand der Tour nichts im Wege!
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Bestes Sommerwetter lockt in Nettersheim an der Urft! |
Der Römerkanal-Wanderweg schlängelt sich entlang der Eifelwasserleitung, einem römischen Aquädukt zur Versorgung des antiken Kölns (C.C.A.A.) mit Trinkwasser. Die Römer hatten damals einen hohen Anspruch an die Qualität des Wassers, sie fanden das Eifelwasser deutlich leckerer als das Rheinwasser. Das Kölner Wasser galt damals als eines der besten im Imperium. Dieses Anspruchsdenken haben die modernen Kölner aufgegeben, heute gibts Uferfiltrat als Trinkwasser. Um das Wasser bis nach Köln zu bringen, bauten sie damals eine größtenteils unterirdische Wasserleitung über 95 Kilometer Länge.
Die Route ist tatsächlich als Wanderweg ausgelegt, zwar kann man die meisten Stellen problemlos fahren, ab und zu gibt es aber Treppen, steile schmale Anstiege, umgestürzte Bäume auf dem Weg und Trails als Abfahrten. 80% des Weges sind nicht befestigt, es empfiehlt sich also unbedingt ein Mountainbike oder ein robustes Trekkingrad. Das schöne daran: man trifft weder Rennradfahrer noch Pedelecs :-)
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einsame Waldwege locken ... |
Die Wegführung ist wirklich außerordentlich gelungen, es werden Straßen wo irgend möglich vermieden, es geht eigentlich fast immer durch Wälder, ab und zu über Felder und erst kurz vor Köln auch mal auf Nebenstraßen durch die Vororte. Selbst hier führt der Weg dann immer noch durch Parks oder Grünanlagen. Nicht unterschätzen sollte man die Steigungen, durch die Wegführung nahe des Aquädukts gehen die Wege immer wieder auf und ab, aber das ist ja seit dem Limes nichts Neues.
Gegen 07:00 Uhr gings mit dem Regionalexpress nach Nettersheim, die einzigen Gäste im Zug waren außer mir alkoholisiertes Partyvolk, die in den einzelnen Vororten ausstiegen. Gegen 08:30 Uhr kam der Zug endlich in Nettersheim an, hier beginnt der Wanderweg, da sich hier eine der Hauptquellen befindet.
Von dort kommt man an einigen Quellfassungen vorbei, die Römer haben damals mehrere Quellen angezapft, vielleicht waren das auch Baustufen. Die Wege sind zu Anfang recht schmal, zum Glück war so früh am Morgen noch niemand unterwegs.
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Reste der Originalleitung an der Quelle in Nettersheim. |
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Die Quellfassung "Grüner Pütz. Die Medusenköpfe sollen Unheil und Verschmutzung fernhalten :-) |
Hinter den ganzen Quellfassungen sieht man nicht mehr viel von der Leitung, da sie von den Römern aus Frostschutzgründen 1 bis 1,5 Meter tief unter der Erde verlegt wurde. Ab und zu erscheint mal eine Öffnung im Boden.
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Da unten floss mal Wasser ... |
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Hier auch ... |
Bei Mechernich verlässt der Wanderweg endlich einmal den Wald, hier trifft man auf die Segnungen unserer Zivilisation, Windmühlen, von ehrlichen Eifeler Windmüllern betrieben!
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Eifelidylle! |
Bei Vussem stößt man auf eine restaurierte Aquäduktbrücke. Da die Wasserleitung als reine Gefälleleitung konzipiert war, mussten Täler oder Einschneidungen im Gelände mit Brücken überquert werden. Davon gab es wohl einige auf dem Weg, leider ist davon nichts mehr übrig. Schuld sind die Germanen, sie waren nach dem Untergang des Römischen Reichs entweder zu faul oder technisch nicht in der Lage, Mauerwerk herzustellen. Daher haben sie alles, was nicht niet- und nagelfest war, abgetragen. Die Überreste der Leitung befinden sich deshalb heute hauptsächlich in romanischen Kirchen wieder.
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Fast wie in Frankreich ... |
Der Anspruch der römischen Ingenieure an die Qualität der Wasserleitung ist wirklich erstaunlich, so gibt es Teilabschnitte, bei denen die innen verputzte Wasserleitung mit Zierfugen versehen war, damit man auch auf dem Putz die Ziegelstruktur wiedererkennt. Das ist zwar löblich, nur konnte es nach der Inbetriebnahme niemand mehr würdigen, da die Wasserleitung danach nicht mehr betreten werden konnte!
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Hier hat sich ein Maurer an den Zierfugen verloren .... |
Die Leitung war ingesamt 180 Jahre in Betrieb, dabei ist sie von innen ganz schön verkalkt. Wäre das Reich nicht untergangen, wäre das antike Köln wohl an einer verstopften Leitung verendet.
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Die verstopfte Wasserleitung - sieht aus wie "Der Schrei" ... |
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Die Überreste der Hardtburg |
Ab Euskirchen führt der Weg hauptsächlich über Feldwege, das ist einerseits ganz nett, man vermeidet die Landstraßen, andererseits auch sehr kraftraubend. Dafür fährt man durch unendliche Felder mit Mais, der Trendpflanze der EU des Jahres 2012. Ein paar einsame Hagebuttensträucher haben aber am Wegesrand den Maiswahn überlebt!
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Juckpulver :) |
Über den Swistbach führte eine 1,4 Kilometer lange Brücke, bis auf die Zeichnung ist davon nichts mehr übrig, auch diese Steine finden sich in diversen Kirchen wieder. Euphemistisch kann man auch von Recycling sprechen ...
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Die Brücke über den Swistbach |
Kurz vor Bonn führt dann der Wanderweg durch den Kottenforst, spätestens hier gabs für die Germanen kein halten mehr, sie haben nicht nur die Brücken abgerissen sondern auch die komplette Leitung für eine handvoll Steine aus dem Boden gebuddelt. Im Wald sieht man noch die Gräben ...
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Das bleibt übrig wenn Teutonen wüten ... |
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... nichts außer Trümmern :-) |
Der Weg führt nun schnurstracks auf den Höhen des Vorgebirges nach Norden, aus der Ferne kann man schon Köln, das Ziel der Leitung, und die Errungenschaften der Zivilisation erkennen.
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Genau beim Dom endet die Wasserleitung! |
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Leben am Reaktor ... |
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Weiher laden zum Verweilen ein ... |
In Köln kam die Leitung in ungefähr 10 Meter Höhe an, damit genug Wasserdruck für die privaten Wasseranschlüsse und Brunnen vorhanden war. Das letzte Teilstück der Leitung kurz vor der Innenstadt ist auf eine alte Leitung draufgebaut worden.
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unten Alt, oben Neu |
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Das letzte Stück Leitung am Militärring |
Mit dem letzten Rest Licht erreichte ich endlich völlig erschöpft Köln, eine superspannende Tour war zu Ende!
Detailinformationen zur Route und die Downloadmöglichkeit des GPX Tracks findet man auf Webseite des
Römerkanal-Wanderwegs. Wenn man die schwierigen Wanderwege umfahren will, sollte man auch eine Karte oder Navi-App dabei haben, ansonsten ist die Beschilderung wirklich ausgezeichnet, wenn auch für Radfahrer etwas klein! Wenn man die Tour etwas entspannter angehen möchte, sollte man sie auf zwei Tage aufteilen.
Die Tourdaten:
Strecke | 128,7 km |
Dauer | 07:01 |
Höhenmeter | 1648 m |
Durchschnitt | 18,4 km/h |
Vmax | 42,4 km/h |
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Schöne Beschreibung der Tour, fahre sie dann wohl auch bald mal...:)
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