Der Morgen begann, wie eigentlich jeder Morgen auf dieser Tour, mit Sonnenschein. Die Stimmung am Hotelfrühstückstisch war trotzdem getrübt, hatten doch die Italiener am Vorabend die Deutschen aus der EM gekegelt. Das euphorische Wir Gefühl der vergangenen Tage hatte schlagartig einem Kater platz gemacht.
Wir ließen uns davon nicht stören, frühstückten lecker und deckten uns im Ort mit Obst und Müsliriegeln ein. Die (nicht vorhandenen) gastronomischen Erfahrungen der vergangenen Tage hatten uns vorsichtig gemacht.
Für den heutigen Tag stand die Querung zweier weiterer baden-württembergischer Ströme auf dem Programm, der Murr und Rems.
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Im Murrtal am Morgen |
Hinter Öhringen ging es erstmal aufwärts auf ein Hochplateau. Auch hier verläuft der Limes schnurgerade, völlig egal ob Berge im Weg stehen oder nicht. Die Gegend erscheint im Vergleich zum Odenwald recht zivilisiert, immer mal wieder gibt es Wildtiergehege oder Golfplätze.
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ein gehörntes Wildtier. |
Die erste Rast gabs bei WP 9/64 - dem wiedererrichtetem Limesturm "am Römergraben". Hinweistafeln belehren uns, dass dieser Nachbau mal wieder völlig falsch ist. Weder wurden in dieser Gegend die Türme aus Holz gebaut, noch sahen römische Holztürme aus wie der auf dem Foto. Da fragt man sich, warum die nicht gleich richtig aufgebaut werden. Wahrscheinlich hätte man dann nichts mehr zum Schreiben für die Tafeln übrig (und auch nichts mehr zum Aufregen im Blog)
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Selbst der Laie erkennt: der WP 9/64 ist völlig falsch rekonstruiert. Peinlich. |
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Blick von oben auf die Reiseräder und Centurio Uli. |
Bei den folgenden Türmen hat man sich das aufwendige Rekonstruieren erspart und einfach nur die Ruinen im Wald stehen lassen. Dann kann man auch nichts falsch machen!
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Hier wurde nichts falsch gemacht: WP 9/77 "Färberwald". |
Hinter Meinhardt wurde die Gegend wieder einsamer. Ein Schild grüßte uns mit den Worten: "Grüß Gott im Grab". Erst später stellten wir fest, dass wir uns verlesen hatten.
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Der Name ist Programm :-) |
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Hm, den Rollstuhlfahrerweg oder lieber schieben? |
Grab ist berühmt für seine (auch behindertengerecht erreichbare) Limesturmrekonstruktion. Der WP 9/83 "Heidenbuckel" scheint diesmal richtig nachgebaut zu sein. In diesem Turm musste eine vierköpfige Wachmannschaft leben. Der Eingang befand sich zum Schutz vor wilden Tieren oder herumstreunenden Germanen in der ersten Etage und war nur mit einer Leiter zu erreichen. Wir wollten uns die Wohnstuben auch anschauen, leider war der Turm verschlossen, den Schlüssel bekommt man in irgendeinem abseitig gelegenem Gemeindeamt. So mussten wir leider drauf verzichten.
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WP 9/83 - ein Prachtexemplar von Wachtturm! |
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Der zugehörige Limesgraben mit Palisadenwall |
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und alles in einem Bild! |
Hinter Murrhardt verließ uns unser Glück. Auf der ganzen Strecke bis Lorch gab es kein gescheites Hotel mehr. Die vorhandenen waren ausgebucht, schlimmer waren jedoch die nicht vorhandenen Hotels. Google Maps zeigte alle paar Kilometer eine Unterkunft an, sobald man davor stand, musste man feststellen, dass das Hotel pleite war. Auch die Quartierlage in Lorch klang nicht überzeugend und so beschlossen wir, mit dem Zug von Lorch bis Aalen zu fahren, um dort zu übernachten und einen Ruhetag einzulegen.
Den darauffolgenden Tag verbrachten wir einfach mit Nichtstun. Im Limesmuseum deckten wir uns endlich mit
Mulsum ein, nachdem wir auf dem Weg immer wieder auf Mulsumversorgungsstellen trafen. Gemäß der römischen Tradition tilgten wir vor dem Essen einige Gläschen und hoffen natürlich auch, über 100 Jahre alt zu werden.
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Der Mulsum ist ein klarer und goldgeber Wein mit einem jugendlichen Bukett. Ausgeprägt rassige Fruchtsäuren harmonieren mit fülligem Alkohol. Er ist noch entwicklungsfähig, wirkt jedoch durch seine Gerbstoffarmut rund und subtil vielschichtig. Dichte Textur, gut anhaltend im Abgang. |
Das Wetter machte unseren Reiseplänen leider ein Ende, da nach unserem Erholungstag dicke Wolken aufzogen und es für mehrere Tage in Strömen regnete. Da wir als Schönwetterfahrer nicht stundenlang im Regen radeln wollten, beendeten wir die Limestour schweren Herzens. Somit stehen also noch drei weitere Tage auf dem Programm, um die Lücke von Lorch bis Regensburg zu schließen. Im September ist es hoffentlich soweit!
Auch der letzte Tag bescherte uns nochmal ordentlich Höhenmeter, Ulis Radlerhose passte nach den 7 Tagen Tour nicht mehr und bekam Risse am Oberschenkel.
Strecke | 80,1 km |
Dauer | 05:11 |
Höhenmeter | 1369 m |
Durchschnitt | 15,4 km/h |
Vmax | 49,6 km/h |
Limes-Radweg Öhringen - Lorch auf einer größeren Karte anzeigen
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