Zum Abschluss der Mountainbike-Saison im September und als kleines
Highlight des Jahres haben wir uns den Stoneman Trail herausgesucht. Der Stoneman-Trail ist eine Mountain-Bike Tour, die entweder als Rundkurs oder als Einzeletappen gefahren werden kann. Das ganze kann man bequem in drei oder eher unbequem in nur einem Tag machen. Mehr Infos gibt's auf der offiziellen Webseite
www.stoneman.it
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Am Gipfel! |
1. Tag:
Wie
bei den meisten Alpentouren üblich war der Startpunkt die beschauliche
Hauptstadt des Königreichs Bayern. Von hier aus waren die ersten
Kilometer (mit dem Auto) beschwerlich, nach
Sexten führen leider keine Autobahnen, so dass wir uns über den
Felbertauerntunnel nach Südtirol bewegten. Da die Felbertauernstraße
wegen eines Bergrutsches gesperrt war, gab es diverse kleine Staus und
Verzögerungen.
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Das Stoneman-Trail-HQ! |
Schließlich kamen wir in Sexten gegen 12.30 an, hier machte uns die
italienische Siesta einen Strich durch die Rechnung, denn eigentlich wollten wir
direkt vor Ort ein Fahrrad ausleihen.
Vor 14:00 Uhr erwacht hier aber niemand zum Leben!
Durch die positiven Erfahrungen in Österreich waren wir etwas verwöhnt
und hofften natürlich auch in Südtirol perfekte Bergmaschinen in den Verleihstationen zu
finden.
Nach einer Stunde hatten wir
endlich einen Fahrradladen gefunden, der trotz Mittagspause auf hatte. Als
Mountainbike wurde dort ein Baumarkt-Fahrrad mit Felgenbremse angeboten. Für die meisten Touristen, die nur im Flachland fahren, sicher ausreichend, aber
mit Sicherheit nicht für den Stoneman Trail geeignet. Nach einigen
Diskussionen und hektischer Beschaffungsfahrt zum Hauptlager des Verleihs gab
es ein akzeptables Focus Super Bud mit Vollfederung und Straßenbereifung.
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Das Focus Super Bud mit Straßenbereifung ;) |
Da es immer später wurde
behielten wir die Bereifung bei und organisierten das Stoneman Starter Kit. Mit diesem "Kit" erhält man neben diversen Werbematerialien und Red Bull Flaschen auch das Anrecht auf eine in langen Wintermonaten auf den Almhütten handgearbeitete Trophäe, sofern man den Trail schafft. Um das zu nachzuweisen gibt es auch ein Armband, das an verschiedenen Stempelstellen gelocht werden muss.
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Schweißtreibender Anstieg, aber so werden nicht nur die Wadln gestählt. |
Zum Nachmittag entschieden wir uns für eine Aufwärmrunde
und fuhren von Sexten über die Nemes Alm nach Bagni di Grande. Hier beginnt der
erste Teil des Stoneman-Trails an einer Stempelstelle im Wald. Über einen Forstweg gelangt man bis zum Kreuzbergpass. Hier biegt der Trail auf einen Wanderweg und man kämpft sich bis auf 1900 Meter Höhe zur Rotwandwiesen. Bei
der dazugehörigen Hütte gibts die zweite Stempelstelle. Die anschließende
Abfahrt führt offiziell entlang einer Rodelbahn nach unten, man kann allerdings
auch linkerhand durch den Wald auf einen Trail ausweichen. Da wir schon sehr
spät dran waren und es zu dämmern begann, verzichteten wir auf diesen Abstecher.
Gegen 20 Uhr erreichten wir die Unterkunft und fraßen der armen Wirtin fast die
Haare vom Kopf.
Strecke | 35,7 km |
Höhenmeter | 1.360 m |
Dauer | 03:38 |
Schnitt | 9,8 km/h |
Vmax | 39 km/h |
2. Tag:
Für den heutigen Tag war die Demutspassage angesetzt.
Dazu muss man sich von Sexten erst zum Helmberg hochquälen. Über knapp 1400
Meter zieht sich der Aufstieg. Zum Glück ist er mit ca. 10% Steigung überaus
flach und stellt keinerlei fahrerische Herausforderungen dar. Die
ersten zwei Drittel ist man mutterseelenallein im Wald, dann trifft man auf die
Seilbahngipfelstation, hier werfen die Gondeln alle paar Minuten Wanderer aus, die sich die letzten Meter auf dem breiten Weg bis
zum Helmberg quälen. Die deutschen Bergsteiger erkennt man an extrem guter Bergausrüstung, ohne teure Wanderschuhe, Multifunktionsmembran, Kletterstöcken usw. betritt hier niemand den Fahrweg zum Gipfel. Italiener erkennt man an lässigen Jeans und Turnschuhen. Kurz vor dem Gipfel muss man sich zwischen Helmberg und Sillianer hütte entscheiden. Wir fuhren rechts Richtung Sillianer Hütte weiter,
denn hier befindet sich die nächste Stempelstelle. Nach einer ausgiebigen Pause
mit Stoneman-Makkaroni und Kaiserschmarrn gings endlich auf die Passage.
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Silianer-Hütte: Don't drink and drive! |
Die Passage ist ein ca. 10 Kilometer langer Trail und
führt entlang des Gipfelgrates vorbei an alten Befestigungen aus dem 1.
Weltkrieg. Ab und zu ist der Weg recht ausgesetzt und es befinden sich auch
Tragestücke darunter. Später führt der Pfad unterhalb der Höhenlagen zum Passo Silvella und mündet dort auf einen Flow Trail. Nach gefühlten 10 Stunden
Adrenalin und einer echt steilen Abfahrt ins Tal auf ausgewaschenen Rinnen erreicht man schliesslich Casamazzagno, von hier aus führt der Weg
wieder auf den Pfad, den wir schon am Vortag gefahren sind.
Dieser Teil des Stoneman-Trails ist durch seine extrem
lange Wegstrecke, seine ausgesetzte Wegführung und teilweise technischen
kniffligen Stellen einer der besten Trails, die ich befahren habe.
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Man wird doch immer wieder belohnt! | | | | |
Strecke | 53,4 km |
Höhenmeter | 2.082 m |
Dauer | 05:52 |
Schnitt | 9,1 km/h |
Vmax | 40,6 km/h |
3.Tag:
Letzter Teil der Tour ist die Auffahrt zum Marchkinkele.
Eigentlich führt der Weg entlang der Fahrstrasse von Sexten über Innichen nach Toblach. Da erfahrungsgemäß die Radwege entlang der Hauptstrasse am
gefährlichsten sind (Rennradfahrer ohne funktionierende Bremsen und Senioren
auf Elektrorädern), verzichteten wir auf diesen Teil der Herausforderungen und
fuhren mit dem Auto bis Innichen. Von hier sind s nur wenige Kilometer bis zum
"Einstieg" in Toblach. Vor den Genuss der Abfahrt haben auch hier die
Götter den Schweiss des Aufstiegs gesetzt. Diesmal sind es stramme 1600
Höhenmeter bis zum Gipfel. Der erste Teil führt wieder auf einer sanft
ansteigenden Forststrasse nach oben.
Nach 600 Höhenmetern legten wir auf der Lachwiesenhütte nocheinmal einen
Imbiss ein, da es auf dem Rest des Weges keine Einkehrmöglichkeit mehr gab.
Nach einer kurzen Abfahrt zu einem Sattel begann der zweite Teil des Aufstiegs,
welcher entlang einer alten Militärstrasse führte, die der Duce als Zufahrtsweg
zur Alpenfestung in den 30iger Jahren in den Berg zimmern lies.
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Zufahrtsstraße zur Alpenfestung |
Dieser
aufwendig ausgebaute Weg führt sanft ansteigend immer weiter nach oben, bis er
nach einigen Stunden Pedalierzeit auf 2500 Meter Höhe auf
vergammelte Kasernen trifft.
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Damit wollte der Duce sein Reich verteidigen ;-) |
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Nepalfolklore mitten in den Alpen ... |
Die Befestigungen wurden nie groß benötigt, jedoch
bilden die Versorgungswege heute ideale Trails. 50 Meter unterhalb des Gipfels befindet sich die letzte Stempelstelle.
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die letzte Stempelstelle |
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Bergidylle ... |
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Über allen Wipfeln ist Ruh ... (Insider für Weimarer) |
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Verblockte und vermurrte Wege ... |
Nach einer kurzen Pause mit
perfektem Dolomiten-Blick ging es über sanfte Flow-Trails immer links und rechts über einen Bergrücken.
Der Weg endete nach einer steilen Abfahrt über Pfade und Forstwege in
Vierschach, wo wir mit glühenden Bremsscheiben ankamen.
Nach wenigen Kilometern waren wir wieder in Innichen.
Hier trennte ich mich von meinem "Focus Super Bud". Merke für das nächste
Leihrad: Mehr Federweg vorne (100 mm ist einfach viel zu wenig), Wadelreißer
und vor allem Bergbereifung!
Zum krönenden Abschluss liessen wir uns im Freibad zu
Innichen die Stoneman-Trail-Trophäe überreichen.
Dies war sicherlich der emotionalste Teil der
ganzen Tour, mit Tränen in den Augen verließen wir das gastliche Drautal.
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Die Trophäe in Silber! Die Sonnenbrille habe ich nur wegen der Tränen auf ... |
Strecke | 47,9 km |
Höhenmeter | 1.746 m |
Dauer | 04:42 |
Schnitt | 10,2 km/h |
Vmax | 39,9 km/h |
Für die 2,5 Tage ergeben sich folgende Daten:
Strecke | 137 km |
Höhenmeter | 5.188 m |
Dauer | 14:12 |
Schnitt | 9,7 km/h |
Vmax | 40,6 km/h |
Stoneman-Trail auf einer größeren Karte anzeigen